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Extrusion 1/2017
Bild 2 und 3: Das Werkzeug wird über einen Kniehebelmechanismus geöffnet und geschlossen (Bilder: Brabender)
konventionellen Werkstoffentwicklungs-
Workflow aus bereits einmal aufgeschmol-
zenem Granulat gefertigt werden; das Ag-
gregat erspart dem Entwickler also nicht
nur den zeitaufwendigen Granulatversand
zum Spritzgießer, sondern dem Werkstoff
zudem die Nachteile eines erneuten Auf-
schmelzens vor der Prüfung.
Das Arbeitsprinzip des SpeciMold ist da-
bei verblüffend einfach. Das Gerät wird
einfach zwischen (Doppelschnecken-)
Extruder und Düse bzw. Abkühlstrecke
der Laboranlage montiert. Dabei ist es
unerheblich, ob es sich bei letzterer um
ein Transportband mit Luftkühlung oder
um ein Wasserbad handelt.
Das Gerät unterteilt sich in einen soge-
nannten SpeciMold-Block mit Kolben
und Düse sowie ein Werkzeug, das
durch einen Kniehebelmechanismus ge-
öffnet und geschlossen wird (
). Mit Hilfe einer zum Patent angemel-
deten Vorrichtung teilt der SpeciMold
den Polymerstrom stetig in zwei Teile
auf. Während der Hauptstrom wie bisher
durch eine Düse austritt, durch die Ab-
kühlstrecke geleitet und im weiteren Ver-
lauf zum Beispiel granuliert wird, füllt der
Nebenstrom (Bypass) in einem vorab ein-
stellbaren Zeitraum eine Kavität. Sobald
dieses Volumen vollständig ausgefüllt ist,
wird der darin gesammelte, aufge-
schmolzene Compound zur Ausformung
eines Probenkörpers in eine Spritzguss-
einheit geführt.
Die Herstellung des Granulats am Ende
der Abkühlstrecke wird bei diesem Ver-
fahren also nicht unterbrochen. Der An-
wender erhält sein Referenzstück also
noch während das Labormuster granu-
liert wird, mit einer enormen Zeiterspar-
nis. Er kann mithin sehr viel schneller als
bisher gültige Aussagen darüber treffen,
ob sein (neuer) Polymerwerkstoff die
vom Kunden geforderten Eigenschaften
besitzt und dies direkt und reproduzier-
bar belegen.
Fehlerquellen an der Wurzel gepackt
und eliminiert
:
Im Vergleich zum „klas-
sischen“ Workflow entfallen zudem be-
deutende prozessbedingte Nachteile,
wie sie zum Beispiel der Polymerabbau in
Folge einer zu hohen thermischen Belas-
tung mit sich bringen kann. Auch die Be-
einträchtigung der Faserlänge über eine
unbeabsichtigte Scherwirkung (ggf.
durch ungeeignete Extrusions-Parame-
ter) konnte früher gelegentlich zur Her-
ausforderung für den Analytiker werden.
Beim SpeciMold fallen diese ungewollten
Veränderungen weg, da der granulierte
Mustercompound zur Herstellung des
Probenkörpers nicht noch einmal aufge-
schmolzen werden muss.
Ein weiterer Vorteil, der allerdings für La-
boranlagen zur Polymer-Musterverarbei-
tung generell zu verbuchen ist: Für die Be-
reitstellung der Werkstoffmengen, auf die
der SpeciMold zugeschnitten ist, müssen
keine großen Produktionsanlagen blok-
kiert werden. Während für die Herstel-
lung von Probekörpern im klassischen
Verfahren größere Compoundmengen er-
forderlich sind, reichen für kleinere Labor-
anlagen wenige Kilogramm.
Geeignet ist der SpeciMold für eine sehr
breite Palette moderner Polymerwerk-
stoffe. Darunter nicht nur die klassischen
Polyamide und technischen Kunststoffe,
Polyester und PEEK; auch thermoplasti-
sche Elastomere (TPE) und einige Synthe-
sekautschuke für die Produktion techni-
scher Gummiartikel profitieren von dem
neuartigen Aggregat. Auch der Einsatz
Brabender
®
GmbH & Co. KG
Kulturstr. 51-55, 47055 Duisburg, Germany
www.brabender.comvon Additiven und Füllstoffen ist unein-
geschränkt möglich.
Fazit
:
Mit dem SpeciMold kommt
Brabender den aktuellen Bedürfnissen
der Materialentwickler auf mehrfache
Weise entgegen: Die Inline-Herstellung
von Referenzstücken spart nicht nur Zeit
und Energie, sie stellt die Qualitätsprü-
fung insgesamt auf eine neue Stufe und
erleichtert die Werkstoffentwicklung er-
heblich. Der SpeciMold ist damit eine
ideale Ergänzung für alle Unternehmen,
die hochspezialisierte Polymerwerkstoffe
in immer kürzerer Zeit zu bewerten ha-
ben oder der Qualitätssicherung ihrer
Kunden Nachweise ihrer Produktkons-
tanz liefern möchten. Ein Einsatz in der
Wareneingangskontrolle ist ebenfalls
denkbar und sinnvoll.
Auch wenn der SpeciMold optimal an
das bewährte Brabender-Laborequip-
ment für Werkstoffentwickler angepasst
ist und zusammen mit Granulator, Extru-
der und Abkühlstrecke als Gesamtpaket
angeboten wird, lässt er sich doch aus-
gesprochen unkompliziert an Laboranla-
gen und -aggregate anderer Anbieter
anpassen und diese um ein innovatives
Qualitätssicherungs- und Analysewerk-
zeug ergänzen. So unterstützt der
Brabender SpeciMold die Entwickler
maßgeschneiderter polymerer Werkstoffe
bei der effektiven Anpassung an die im-
mer schnelleren Innovationszyklen und
strengeren Qualitätsanforderungen im-
mer anspruchsvollerer Kunden – und hilft,
neben Zeit zugleich Energie zu sparen.