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„Auf die gesamte Kunststoffkette

kommt es an“

Nimmt die Menge an recyceltem Kunststoff zu?

Manfred Hackl

: Die Mengenströme sind bei Kunststoff durch

die Weiterverbreitung und durch den steigenden Einsatz in im-

mer mehr Bereichen grundsätzlich überall gestiegen. Dadurch

muss auch das Recycling erhöht werden, um wiederum die Re-

cyclingquoten zu erfüllen. Auch hier gibt es eine Zunahme zu

beobachten, aber leider nicht in dem Maße, wie es sein sollte.

Darum sind viele Initiativen von Beteiligten entlang der Kunst-

stoffkette gefragt, um die Kreislaufwirtschaft noch weiter zu er-

höhen – sei es von Seiten der europäischen Gesetzgebung, und

auch von bewussten Verbrauchern.

Ohne politische Vorgaben wäre das nicht zu erreichen?

Hackl

: Gesetzliche Vorgaben sind hilfreich, weil man dadurch

erreichen kann, dass zum Beispiel die großen Markenartikelher-

steller einen Fokus auf die Kreislaufwirtschaft setzen. Letztend-

lich geht es darum, dass sie mehr Regranulat einsetzen. Ein poli-

tischer Rahmen hilft aber auch dabei, dass die gesamte Kunst-

stoffindustrie gemeinsam Produkte und Prozesse entwickelt, mit

denen der Kreislauf immer weiter geschlossen werden kann.

Das geht nicht nur, indem man die Recyclingrate erhöht, es

muss auch der Absatzmarkt für das Regranulat erweitert wer-

den. Sonst droht ein Preisverfall im Regranulat, was dann kei-

nem in der Wirtschaft hilft. Das geht nur, wenn die Verarbeiter

mehr Regranulat einsetzen und deren Kunden, die Markenarti-

Ein Interview mit Manfred Hackl, CEO EREMA

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Recycling

Extrusion 8/2017

Manfred Hackl, CEO EREMA

Ausgangmaterial: Waschschnitzel

kelhersteller die Vorteile auch offen kommunizieren. Sie müssen

sagen, ja, meine Verpackungen haben Regranulat-Anteil.

Der Impuls müsste also vom Markenartikelhersteller aus-

gehen?

Hackl

: Auf den Markenartikelhersteller kommt es an. Ich neh-

me immer gerne das Beispiel von PET-Flaschen. Bei PET ist die

Recyclingquote schon sehr hoch, der Kreislauf schon sehr hoch

geschlossen. Vor 15 oder 20 Jahren haben die großen Geträn-

kehersteller ein Bekenntnis für das Recycling abgegeben. Damit

haben sie überhaupt erst einen Markt für Regranulat geschaf-

fen. Und erst danach sind die Sammelsysteme entstanden, was

in der Folge die Recyclingkapazitäten erhöht hat. Zugegebener-

maßen ist die PET-Flasche auch ein sehr gut recyclingfähiges

Produkt. Auch für andere Kunststoffe, etwa die Polyolfine

müssten verstärkt solche Produkte geschaffen werden.

Wie stehen denn die Markenartikelhersteller dazu?

Hackl

: Wir senden klare Zeichen aus, dass sie dazu bereit sind.

Inzwischen gibt es beispielsweise einen Staubsauger, der aus

Regranulat besteht. Das macht der Hersteller nicht versteckt,

sondern ganz offensiv, weil er zeigen will, dass er auf eine

nachhaltige Kreislaufwirtschaft setzt. Gerade auch bei den gro-

ßen Brands ist Bewegung in dieser Frage festzustellen. Dieses