Extrusion 7-2019

Viele Firmen aus der Kunststoffwelt beklagen, dass das schlechte Image des Werkstoffs Fachkräfte ab- schreckt. Spüren Sie das auch? Festerling : Wir erleben es eher anders- herum. Die Menschen sehen, dass wir etwas tun, um die Abfallproblematik zu lösen. Das macht uns als Arbeitgeber at- traktiv. Wir haben zum Beispiel viel Ener- gie in das Recycling von Altreifen ge- steckt. In der Gummiaufbereitung findet ein Prozess des Vulkanisierens statt. Den machen wir in unseren Maschinen rück- gängig, so dass man das Material wieder wie neues Gummi verwenden kann. Wenn man das richtig kommuniziert, dann stehen wir als ein Unternehmen da, das sich der Themen annimmt, die die Gesellschaft als Problem ansieht. Vielen Dank für das Gespräch. ENTEX Rust & Mitschke GmbH Heinrichstr. 67a, D-44805 Bochum www.entex.de K 2019: Halle 16 / A42 „Es gibt gar keine Alternative zu Rezyklaten“ In der EU-Kunststoffstrategie kommt dem Recycling eine wichtige Rolle zu. Spüren Sie schon, ob das bei Ih- ren Kunden ankommt? Karl-Heinz Bußbach : Wir sehen schon seit Jahren eine kontinuierliche quantita- tive Zunahme an Investitionen aus dem Recycling-Bereich. Im Unterschied zu frü- her werden bei diesen Projekten komple- xere, technisch aufwändigere Anlagen eingesetzt, um eine bestmögliche Aufar- beitung bei der Wiederverwertung von Reststoffen sicherzustellen. Wurden frü- her eher minderwertige, einfache End- produkte aus den rezyklierten Rohstoffen hergestellt, geht es heute darum, mit den Rezyklaten möglichst nah an die Quali- tätsstandards von Neuware zu kommen. Als Spezialist für Rohstoffhandling zählen alle Glieder der Wertschöp- fungskette Kunststoff zu ihren Kun- den. Ist die Zahl der Recycling-Kun- den gestiegen? Bußbach : Früher war der Recycling-Be- reich für uns eine Sonderbranche in ei- nem niedrigen Preissegment. Heute ist er ein eigenständiger Bereich geworden. Die Anlagen, die für den Einsatz im Recy- cling nötig sind, brauchen zum Teil hö- herwertige technische Ausführungen, als die Anlagen, die für Neuware eingesetzt werden. Für AZO ist das ein Geschäfts- feld mit guter Wachstumsperspektive. Würden Sie sagen, dass die Kreislauf- wirtschaft insgesamt wirtschaftliche Vorteile bringt? Bußbach : Die wirtschaftlichen Vorteile sind zunächst einmal abhängig vom Preis im Vergleich mit dem von Neuware. Die- ser ist zumindest indirekt vom Ölpreis ab- hängig, und der schwankt bekanntlich. Es ist daher schwierig, mit Rezyklaten im- mer konkurrenzfähig zur Neuware zu sein, auch weil die Herstellprozesse kom- plizierter werden. Man muss außerdem auch an die zu rezyklierenden Produkte herankommen, man braucht Systeme zum Einsammeln. Und jeder, der an die- sem Prozess beteiligt ist, will auch noch Geld daran verdienen. Der eigentliche Punkt ist ein anderer: Fast alle Global Player in diesem Bereich ha- ben das Thema Nachhaltigkeit in ihrer Fir- menstrategie verankert. Noch stärker ist das bei den Konsumgüterherstellern, de- ren Produkte verpackt werden müssen. Jeder dieser Konzerne setzt auf nachhal- tige Lösungen aus dem Bereich Recy- cling. Da ist etwas in Gang gekommen, das vor allem durch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit getrieben wird. Daraus folgt: Es wird in Zukunft immer wichtiger für die unterschiedlichsten Anwendun- gen, hochwertige Produkte aus Rezyklat herstellen zu können, um die Anforde- rungen der Verarbeiter zu erfüllen. Interview mit Karl-Heinz Bußbach, Global Business Director AZO CHEM/POLY 60 Kreislaufwirtschaft – Interview Extrusion 7/2019

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