Dr. Ulla Reutner,
freie Fachjournalistin Technik & Industrie
Mit vernetzten Prozessen, einem umfangrei-
chen Informationsportal und ersten Industrie
4.0-Komponenten mit AZO auf dem Weg ins
digitale Zeitalter.
Die Digitalisierung wird für die Kunststoff-
industrie und Kunststoff verarbeitende
Industrie schnell zu Mehrwert führen. Höchste
Zeit, sich systematisch und konsequent mit den
Möglichkeiten der Industrie 4.0 auseinander
zu setzen – so wie der Anlagenbauer AZO.
Auf Basis sorgfältiger Analyse und Potenzial-
Abschätzung resultierten dort bereits einige
konkrete Projekte, in denen Industrie 4.0 und
ihre Chancen Wirklichkeit wird.
Angesichts der guten Erfahrungen mit
Industrie 4.0-Werkzeugen trat auch das
AZO-Management einen Schritt zurück,
um eine übergreifende Perspektive über
Industrie 4.0 zu bekommen: Was ist
sinnvoll? Was ist – angesichts bestehen-
der Ressourcen und Fähigkeiten – mach-
bar? Welche Projekte sind dafür aufzu-
setzen? Und welche zeitliche Abfolge
und Priorität misst man den einzelnen
Projekten zu?
Gute Basis – und überlegte Schritte
geleitet von den 4 P
Ein starkes Fundament für die Zukunft
mit Industrie 4.0 sollte so entstehen. Da-
für gab es einen gut bestellten Boden –
ein erschlossenes Grundstück sozusa-
gen. Dieter Herzig, Geschäftsführer von
AZO Controls, betont: „Bereits seit 2006
beschäftigen wir uns mit Methoden wie
dem integrierten Engineering oder Tra-
cking & Tracing, die heute unter Industrie
4.0 subsummiert werden.“ Darauf konn-
te die Geschäftsleitung bauen, als sie
2014 die Frage stellte: Was bedeutet In-
dustrie 4.0 für AZO und seine Kunden?
Der „Leitfaden Industrie 4.0 für den Mit-
telstand“ des VDMA sollte als Wegwei-
I
ndustrie 4.0 ist in vielen Unternehmen
derzeit eine Baustelle, an die sich man-
cher nicht so recht herantraut. Zwar zei-
gen erste visionäre Projekte, etwa in den
Sektoren Additive Manufacturing, Virtu-
al Reality und Robotertechnik, wohin die
Digitalisierung führen kann. Gerade die
Kunststoffindustrie und ihre Kunden dür-
fen sich viel davon versprechen.
Doch die Baustelle sieht für viele derzeit
noch recht chaotisch und vor allem rie-
sengroß aus. Wo anfangen? Wer ein
Haus bauen will, ein richtig großes mit
allen Schikanen, neuster Technik, ausge-
klügeltem Energieversorgungskonzept
und – für die vielleicht noch ferne Zu-
kunft – barrierefrei, der weiß: An einem
Tag ist das nicht geschehen. Ausreichend
Zeit sollte man schon allein für die Über-
legungen aufwenden, welcher der Träu-
me ganz unbedingt, welcher nur viel-
leicht und welcher erst später verwirk-
licht werden soll. Manches muss man
von vorneherein vorsehen, anderes lässt
sich Jahre später noch problemlos „an-
bauen“, wenn es nur vorgedacht ist.
Und nochmal anderes ist vielleicht nur
„nice-to-have“ – da muss der Bauherr
sorgfältig abwägen, ob die zur Verfü-
gung stehenden Ressourcen es erlauben,
sie dort zu investieren.
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Materialhandling
Extrusion 7/2016
Bild 1: AZO definiert die 4P
als Zielrichtung zur Umsetzung
von Industrie 4.0
Industrie 4.0 in der Compoundierung
Beinahe unendlich viele „Bauherren-
Träume“ mag es da in der Kunststoffin-
dustrie geben. Auch im Sektor der Com-
poundierung, die durch Vernetzung, Big
Data, Monitoring und Informationsaus-
tausch immens gewinnen kann: an Qua-
lität, an Effizienz und am Ende an Ge-
winn – für die Unternehmen wie für die
Gesellschaft. Das zeigen erste Projekte
des Maschinenbauers AZO, etwa eines
zusammen mit dem auf Kabel-Com-
pounds spezialisierten Schweizer Unter-
nehmen Huber+Suhner. Zur Realisierung
seiner Nullfehlerstrategie setzt Huber+
Suhner zusammen mit Anlagen- und Au-
tomatisierungstechnik von AZO bereits
2011 Methoden ein, welche in vieler
Hinsicht Industrie 4.0 schon sehr nah
sind.
(https://www.youtube.com/watch?v=2QNBl3coWu0)
Industrie 4.0-Elemente auf ihre Wirksam-
keit zu testen, bevor das ganze Gebilde
durchdekliniert ist, ist legitim. Ebenso le-
gitim, wie es für einen Bauherrn eines
Einfamilienhauses wäre, schon einmal ei-
ne moderne Methode der Energieversor-
gung am alten Wohnsitz zu testen. Doch
das erspart ihm nicht die gründliche
Überlegung, wie er sein neues Haus mit
all seinen Elementen konzipieren will.
Compoundierung 4.0