Extrusion 8-2025

Extrusion 8/2025 Recycling 62 ► BASF SE www.basf.com schaft langfristige Ziele für das Recy- cling festlegt. „Ambitionierte Zielvorgaben statt Opt-out- und Überprüfungsklauseln sollten die Grundlage für politische Maßnahmen sein, die es der Industrie ermöglichen, ökologische Ziele zu er- reichen. Darüber hinaus sind Sektor- kopplung und branchenübergreifende Zusammenarbeit unerlässlich, um die Emissionsreduktion zu beschleuni- gen“, erklärt Prof. Catharina Bening von der ETH. Während die Gesetzgebung die Ga- sifizierung von Bioabfall bereits be- günstigt – was zu ersten Investitionen in Schiffs- und Flugkraftstoffe geführt hat –, gibt es keine vergleichbare Un- terstützung für das Recycling von ge- mischten Kunststoffabfällen mit dieser Methode. „Es ist einfach nicht effizient, separate Gasifizierungsanla- gen für Bio- und Kunststoffabfälle zu betreiben. Stattdessen fordern wir eine Politik, die eine Mehrzweck-Nut- zung der Anlagen mit Hilfe eines gep- prüften, flexiblen Massenbilanz- Ansatzes ermöglicht“, schließt Martin Jung, Präsident Performance Materi- als, BASF. Das Mengenpotenzial für das Recy- cling von Kunststoffabfall aus dem Au- tomobilbereich ist erheblich. Forscher Forscher der ETH Zürich haben in Zusammenarbeit mit der BASF SE eine alternative Nutzung von ge- mischten Kunststoffabfällen unter- sucht – Recycling zusammen mit Biomasse. Die Ergebnisse zeigen: Das Recycling von einem Kilogramm Auto- schredder-Rückständen mit 3 kg bio- genem Material reduziert die Treibhausgasemissionen ummehr als 3 kg CO 2 -eq. verglichen mit der Ver- brennung unter Energierückgewin- nung. Für die aktuell diskutierten neuen EU-Regulierungen für Altfahr- zeuge sind diese Erkenntnisse von Be- deutung. Die ETH-Studie schließt sich an ein Pilotprojekt an, das von BASF und BEST GmbH/Österreich Mitte 2025 durchgeführt wurde. Zum ersten Mal ließ sich in diesem Projekt in der Pi- lotanlage von BEST die Gasifizierung von Biomasse zusammen mit Kunst- stoffabfall aus dem Automobil- Schredder durchführen. Die Studie zeigt : Anstatt weiterhin Bio- und gemischte Kunststoffabfälle zur Strom- und Dampferzeugung zu verbrennen, wird durch das gemein- same Gasifizieren neben Dampf vor allem Synthesegas erzeugt, ein wert- voller Rohstoff für Chemikalien. Durch die Bereitstellung dieses neuartigen, zirkulären Rohstoffs für die chemi- sche Industrie wird der Bedarf an fos- silen Ressourcen vermindert, wo- durch sich Emissionen senken lassen und Kohlenstoff im Kreislauf bleibt. „Das Schließen des Kohlenstoff- kreislaufs durch Kunststoffrecycling ist nicht nur vorteilhaft für das Klima, sondern auch entscheidend für die Ressourcen-Schonung – ein wesentli- cher Schritt hin zu einer Kunststoffin- dustrie, die innerhalb der planetaren Grenzen operiert“, sagt André Bar- dow, Professor an der ETH Zürich. Um fossile Rohstoffe durch Alterna- tiven aus Kunststoff- und Bioabfall zu ersetzen, ist jedoch ein unterstützen- der Rechtsrahmen erforderlich, der gemischte Kunststoffabfälle als recy- celbar anerkennt und für die Gesell- Vom Abfall zum Wert(stoff) – Recycling von Automobil-Schredder-Rückständen und Bioabfall zu hochwertigen Rohstoffen schätzen, dass derzeit in Europa jähr- lich über 1 Million Tonnen Kunststoff- abfälle aus Kraftfahrzeugen verbrannt oder deponiert werden. Zwar gibt es Möglichkeiten, noch mehr und besser zu sortieren (zum Beispiel für das me- chanische Recycling), doch bleibt immer ein Reststrom an gemischten Abfallströmen übrig. Die neuen For- schungsergebnisse zeigen, dass das Recycling dieser Kunststoffabfälle zu- sammen mit Biomasse in einer An- lage mit Mehrzweck-Nutzung möglich ist und zu geringeren CO 2 -Emissionen führt als die Verbrennung mit Ener- gierückgewinnung. Durch die hohe Qualität der neuen zirkulären Rohstoffe, die aus diesen Abfällen hervorgehen, haben die dar- aus gefertigten Produkte Neuware- qualität und erfüllen die anspruchs- vollen Anforderungen von Hochleis- tungskunstoffen, wie sie vor allem für sicherheitsrelevante Automobilbau- teile benötigt werden. Bei den hier genannten Emissionen handelt es sich um Treibhausgas- Emissionen, gemessen als CO 2 -Emis- sionsäquivalente (CO 2 -eq) und ge- rechnet auf einer sogenannten Cradle-to-Gate-Basis.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIwMTI=