Extrusion 6-2019

51 Extrusion 6/2019 Was kann der Maschinenbau tun? Reifenhäuser : Der Maschinenbau kann den Prozess der nachhaltigen Kunststoff- wirtschaft unterstützen. Als Hersteller von Maschinen zur Verarbeitung von Kunststoffen entwickeln wir Ressourcen schonende Prozesse, die es erlauben, den Einsatz von Kunststoff zu reduzieren. Zum Beispiel durch dünnere Folien, die dieselben Schutzeigenschaften haben wie dickere. Gleichzeitig entwickeln wir Maschinen, die absolut abfallfrei produ- zieren. Der gesamte Abfall in der Produk- tion wird sofort wieder recycelt. Dies alles betrifft die Produktion. Auf der Seite der Verwendung stellt der Maschinenbau alle Technologien bereit, die ein Recycling von Kunststoffabfällen ermöglichen. Mancher Kunststoffabfall lässt sich schlecht recyceln. Was sollte man tun? Reifenhäuser : Die Recyclingfähigkeit muss von Anfang an mitgedacht wer- den. Schon beim Produktdesign. Heute werden verschiedene Materialien in ei- nem Produkt oft ohne wirkliche Notwen- digkeit eingebracht. Das schränkt die Re- cyclingfähigkeit ein. Einzelne Kunststoffe vertragen sich beim Recycling nun ein- mal nicht miteinander. Es ist nämlich nicht so, dass man aus unterschiedlichen Kunststoffen immer problemlos einen neuen, brauchbaren machen könnte. Zur Weiterentwicklung der Recyclingfähig- keit ist die Chemieindustrie gefragt, aber es müssen oft auch die Anforderungen an ein Kunststoffprodukt zurückgenom- men werden. Ein Beispiel: Heute werden in den Folien zur Verpackung von Käse Sperrschichten eingebaut, die dessen der nicht recycelbar ist. Zweitens kann man die Energie aus dem Verbrennungs- prozess weiter nutzen, etwa für indus- trielle Prozesse. Die Verbrennung ist übri- gens auch dann besonders gut, wenn man das Abfallproblem schnell angehen will, etwa in Schwellenländern, wo Kunststoffabfälle bislang noch gar nicht verwertet werden. Wie löst man das Problem des Kunst- stoffmülls am besten? Reifenhäuser : Es gibt nicht den golde- nen Weg, man muss verschiedene Wege gehen. Wir brauchen veränderte Kunst- stoffe, wir brauchen veränderte Produk- te. Aber vor allem müssen die Menschen Verantwortung lernen. Sie müssen er- kennen, dass sie Kunststoffe nicht weg- werfen sollen, sondern dafür sorgen müssen, dass er richtig weiterverwendet wird. Hier muss aufgeklärt werden, durch die Politik, in der Schule, an den Hochschulen. Es braucht zum Beispiel viel mehr Lehrstühle für Recyclingwirt- schaft. Vielen Dank für das Gespräch. Haltbarkeit verlängern. Die Sperrschich- ten sind extrem schwer zu trennen und damit zu recyceln. Verringerte man die Sperrschichten unter fünf Prozent, verrin- gerte sich gegebenenfalls auch die Halt- barkeit, aber die Folien könnten viel leich- ter recycelt werden. Es stellt sich ohnehin die Frage, ob ein Käse mehrere Wochen oder sogar Monate haltbar sein muss. Sind da die Kunststoffverwender in der Pflicht? Reifenhäuser : Die Brand-Owner müs- sen vorgeben, dass bestimmte Kunst- stoffprodukte nur für gewisse Anwen- dungen genutzt werden dürfen. Das passiert heute schon, aber es dauert eine Weile, bis das dann durchgesetzt wird. Der Maschinenbau ist jedenfalls nicht der Engpass. Oft sind es auch gesetzliche Vorgaben, die den Einsatz von Rezykla- ten heute noch behindern. Die Länder Skandinaviens gehen ei- nen anderen Weg. Sie setzen auf Verbrennung der Kunststoffabfälle. Reifenhäuser : Verbrennung ist eine sehr gute Sekundärnutzung. In Nordeu- ropa gibt es schon lange keine Deponien mehr. Dort setzt man sehr stark auf die Müllverbrennung. Um Müll, und hierbei geht es um den gesamten nicht recycel- baren Hausmüll, zu verbrennen und gleichzeitig Energie aus dem Verbren- nungsprozess zu gewinnen, braucht man Brennmittel. Wenn man die Brenn- temperaturen mit gebrauchtem Kunst- stoff erreicht, hat man damit zwei Vortei- le. Erstens nutzt man den Kunststoff zum zweiten Mal, auch und vor allem den, Reifenhäuser Group Spicher Str. 46, 53844 Troisdorf, DE www.reifenhauser.com K 2019: Halle 17 / C22

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