Extrusion 5-2025

Extrusion 5/2025 35 Trotz der Fortschritte in diesen Ländern stellen die regio- nale Fragmentierung der Abfallwirtschaft und die man- gelnde Infrastruktur nach wie vor eine große Herausforderung dar. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt entscheidend von der Sensibilisierung der Bevölkerung und der stärkeren Einbeziehung der Industrie ab. In Nordamerika sind die Strategien zur Kreislaufwirtschaft stark fragmentiert. Die USA verfolgen einen Ansatz, der so- wohl von staatlichen Initiativen als auch von privatwirt- schaftlichen Maßnahmen geprägt ist. So haben 33 Bundesstaaten Programme zur EPR etabliert, die Herstel- ler von Einwegverpackungen dazu verpflichten, sich finan- ziell an der Abfallwirtschaft zu beteiligen. Bis 2032 sollen 100 Prozent der Verpackungen recycelbar oder kompos- tierbar sein, und 65 Prozent der Einwegverpackungen re- cycelt werden. Doch andere Bundesstaaten hinken hinterher. Dass das Kunststoffrecycling in den USA trotz fortschrittlicher Recyclingtechnologien im weltweiten Ver- gleich eine geringe Marktdurchdringung aufweist, hat aber noch einen anderen Grund: „Es gibt dort weder ein bun- desweites noch ein Recyclingprogramm, das zumindest komplette Bundesstaaten erfassen würde. Stattdessen entscheiden einzelne Städte und Gemeinden selbst, ob, wie und welche Abfälle sie einsammeln und sortieren,“ er- läutert die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes Germany Trade & Invest (GTAI). Kanada verfolgt einen umfassenderen Ansatz zur Förde- rung der Kreislaufwirtschaft. Die Regierung hat mit dem „Federal Plastics Registry“ ein nationales Kunststoffregister eingeführt, um Daten über die Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen zu sammeln. Dies soll die Transparenz erhöhen und ein effektiveres Kunststoff- management ermöglichen. Der „Action Plan on Zero Plas- tic Waste“ zielt darauf ab, die Plastikverschmutzung zu reduzieren und eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu etablieren. Dazu gehören Maßnahmen zur Verringerung von Einwegkunststoffen und zur Förderung von Mehrweg und Recycling. Darüber hinaus wird ein schrittweiser An- satz verfolgt, der durch das Verbot von Einwegkunststoff- produkten und die Einführung von EPR zur Reduzierung von Kunststoffabfällen beitragen soll. Die Kreislaufwirtschaft in Südamerika steckt noch in den Anfängen – rund 90 Prozent der Abfälle landen auf Depo- nien, Recycling spielt bisher nur eine Nebenrolle. In Chile, Kolumbien und Brasilien gibt es nationale Programme zur Rücknahme und Kreislaufwirtschaft, etwa das chilenische „Ley REP“, Kolumbiens „Basura Cero“-Initiative oder frei- willige Branchenlösungen in Brasilien. Uruguay setzt mit dem Gesetz zur Integrierten Abfallwirtschaft (Ley 19.829) auf ein einheitliches Abfallmanagement und fördert das Recycling von Verpackungen. Doch trotz diverser Fort- schritte und Initiativen bleibt die Infrastruktur in vielen Re- gionen Südamerikas unzureichend und der Erfolg wird von weiteren staatlichen Investitionen, internationaler Zusam- menarbeit und einer stärkeren Sensibilisierung der Bevöl- kerung abhängen. Fazit & Ausblick Die Kreislaufwirtschaft ist für die Kunststoffindustrie Ver- pflichtung und Chance zugleich. Europa setzt stark auf Re- gulierung, Asien kombiniert staatliche Lenkung mit Technologieoffensiven. In Nord- und Südamerika reicht das Spektrum von ambitionierten Vorgaben über einen Flickenteppich von Einzelmaßnahmen bis hin zum Ver- trauen auf die unsichtbare Hand des Marktes. Doch jedes Kreislaufwirtschaftsmodell hat seine Tücken: Regulierung schafft zwar klare Regeln, kann aber zu Über- bürokratisierung und ausbleibenden Investitionen führen – ein Risiko, das in Europa zunehmend spürbar wird. „Um eine Verlangsamung der Transformation zu vermeiden, be- nötigen wir dringend Maßnahmen, um Investitionen in die Produktion kreislauffähiger Kunststoffe attraktiver zu ma- chen, Bürokratie abzubauen, etwa aufgrund übermäßig andauernder Genehmigungsverfahren, und um mit unse- ren internationalen Wettbewerbern wieder auf ein ‚Level- Playing-Field‘ zu gelangen“, mahnt Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe. Marktbasierte Ansätze fördern Innovationen, garantieren jedoch keine flächendeckende Umsetzung. Zentral ge- steuerte Strategien bringen schnelle Fortschritte, drohen aber ineffizient zu werden. Klar ist: Ohne höhere Recy- clingquoten und mehr Rezyklate bleibt die Kreislaufwirt- schaft Stückwerk. Wer voneinander lernt, kann Stärken kombinieren und Schwächen ausgleichen. Auf der K 2025 werden die Unterneh- men der verschiedenen Branchen- zweige unter dem Leitthema „Shaping the circular economy“ die großen Fort- schritte und zukünftige, konsequente Lösungen der Kreislaufwirtschaft auf- zeigen. Auch die zahlreichen Specials der K greifen das Thema auf. Der VDMA wird in 2025 wieder ein um- fangreiches Forum im Freigelände prä- sentieren, dieses Mal unter dem Titel „The Power of Plastics“. ► Messe Düsseldorf GmbH www.k-online.de

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