Extrusion 5-2022

Recycling überhaupt erst ermöglichen. Auch der Markt ist ein Treiber. Wenn Rohkunststoffe in der Herstellung teuer werden, kann dies einen ökonomischen Vorteil für Recyclingmaterial brin- gen. Und natürlich treibt auch der Gesetzgeber, indem er vor- schreibt, dass ein gewisser Wertstrom recycelt werden muss. Das greift alles ineinander. Es ist mittlerweile eine Dynamik entstan- den, bei der sich alle gegenseitig anregen und anfeuern. Ich denke, dass dieser Weg der Richtige ist. Wie wichtig ist Information in diesem Prozess? Ostgathe : Sie ist enorm wichtig. Jeder muss wissen, was richtig ist und gemacht werden muss. Und hier hapert es oft noch. Da wirbt zum Beispiel eine Bio-Marke mit einer Außenverpackung aus recyceltem Papier. Von innen ist dieses Papier aber mit Kunst- stoff beschichtet. Wer als Konsument nicht Bescheid weiß, dass man diese Verpackungen quasi nicht mehr oder nur mit hohem Aufwand recyceln kann, wird das gute Gefühl haben, etwas für die Umwelt getan zu haben. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Am Anfang der Kreislaufwirtschaft waren die Rezyklate von schlechter Qualität. Es ging darum, überhaupt anzu- fangen. Jetzt steht Qualität im Fokus. Welchen Beitrag leistet Kreyenborg hier? Ostgathe : Zur Verbesserung der Qualität der Rezyklate haben wir für unsere Aufbereitungsmaschinen zwei neue Methoden entwickelt. Die eine, IR-CLEAN, ist ein zusätzlicher Reinigungs- prozess, mit dem Kontaminationen aus PET beseitigt werden. Am Ende können die so behandelten PET-Rezyklate zu hundert Pro- zent wieder für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden. Die Nachfrage nach diesem Produkt ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Bei der zweiten Methode, dem noch sehr neuen IR- FRESH, geht es darum, störende Gerüche aus HDPE-Verpackun- gen, etwa von Shampooflaschen, zu entfernen. In beiden 44 K 2022 – Interview Extrusion 5/2022 Herr Ostgathe, wie hat sich die Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren entwickelt? Jan Hendrik Ostgathe : Da ist viel Bewegung entstanden. Wir sind als Familienunternehmen schon seit Jahrzehnten mit der Kunststoffindustrie verbunden. Bis vor ein paar Jahren spielte Recycling für viele Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle. Das hat sich geändert. Marktteilnehmer, die dem Recycling frü- her weniger Beachtung geschenkt haben, springen auf den Zug auf. Wir sehen auch, dass große Extruder-Hersteller, die früher weniger mit Recycling verbunden waren, inzwischen Recycling- anlagen anbieten. Es gibt ganz klar einen Trend zum Recycling. Wir bei Kreyenborg verzeichnen eine gesteigerte Nachfrage der Recyclingwirtschaft nach unseren Maschinen. Spätestens seit der K 2019, die als Startschuss für die Kreislaufwirtschaft gesehen werden kann, geht diese Nachfrage bei uns linear nach oben. Wer sind die Treiber? Ostgathe : Wir treiben uns in der Kreislaufwirtschaft alle gegen- seitig. Der Konsument hat in den letzten Jahren im Angesicht des Klimawandels und der erkannten Ressourcenendlichkeit ein ganz anderes Bewusstsein entwickelt. Die großen Brand Owner rea- gieren darauf und viele wollen inzwischen selber grün werden und eine Vorreiterrolle übernehmen. Auch die Maschinenbauer sind Treiber, weil sie die Maschinen zur Verfügung stellen, die „In der Kreislaufwirtschaft setzen wir untereinander Impulse“ Interview mit Jan Hendrik Ostgathe, Geschäftsführer der Kreyenborg GmbH & Co. KG

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