Extrusion 5-2022

Wie Abfall zur Rohstoffquelle wird 24 Kreislaufwirtschaft Extrusion 5/2022 Nicht wiederverwertbare Kunststoffabfälle werden derzeit als Ersatzbrennstoffe (EBS) thermisch verwertet. Stattdessen könnten sie als Rohstoffquelle genutzt wer- den. In einem Forschungspro- jekt wollen vier Unternehmen minderwertige EBS durch chemisches Recycling in hoch- wertige Polyolefin-Materia- lien unter anderem für Lebensmittelverpackungen umwandeln. A ktuell erfolgt das Recycling von Kunststoffen überwiegend mittels mechanischer Verfahren. Rund 15 bis 30 Prozent der verfügbaren Recyclingfraktionen eignen sich dafür. Doch die dar- aus aufbereiteten Rezyklate sind nicht nur relativ teuer, ihr Einsatz ist auch aufgrund beschränkter technischer Eigenschaften und re- gulatorischer Rahmenbedingungen limitiert. Lebensmittelechte Rezyklate gefragt So dürfen zum Beispiel für Lebensmittelverpackungen nur Re- zyklate verwendet werden, die auch für den Lebensmittelkon- takt zugelassen sind. Das trifft aktuell nur auf PET zu. Deshalb eignet sich nur ein sehr geringer Anteil des Abfallstroms dafür, um daraus in der mechanischen Wiederaufbereitung Rezyklat für den Lebensmittelbereich herzustellen. „Allein die Greiner Packaging International GmbH hat jährlich einen enormen Be- darf an lebensmittelzugelassenen Rezyklaten, Tendenz stark stei- gend“, berichtet Stephan Laske, R&D Director bei Greiner Packaging. Grenzen des mechanischen Recyclings Ein Nachteil ist auch, dass Kunststoff im mechanischen Recyclingprozess nicht un- endlich wiederaufbereitet werden kann. Das Rezyklat erreicht dabei oft nicht mehr die ur- sprüngliche Qualität. Mit chemischem Recycling könnte ein un- endlicher Kreislauf erreicht werden. Diese Technologie würde es künftig erlauben, auch Kunststoff-Lebensmittelverpackungen, die mit 40 Prozent den Hauptanteil der gesamten Kunststoff- produkte ausmachen, aus bis zu 100 Prozent Rezyklat herzu- stellen. Der heutige Anteil von Rezyklat in Kunststoff- verpackungen liegt bei maximal neun Prozent (ohne PET). Erste Ergebnisse Deshalb setzt die Projektgruppe auf ein gängiges chemisches Verfahren: Mittels Pyrolyse werden die Kunststoffabfälle in Roh- öle umgewandelt. Bei diesem Vorgang wird bei Temperaturen von circa 450 bis 550°C und ohne Sauerstoff der Kunststoff in organische Fragmente zerlegt. Das setzt voraus, die verfügba- ren Abfallstoffströme genau zu analysieren. „Wir testen perma- nent unterschiedlichste Qualitäten an EBS. So verschaffen wir uns einen Überblick über mögliche Materialkandidaten und loten die Möglichkeiten der Optimierungen dieser Stoffströme aus“, erklärt Laske. „Wir haben auch schon erste Ölbatches aus EBS hergestellt.“ Die Fertigung des Batch-Laborreaktors, um schnell Materialien testen zu können sowie den Prozess ent- sprechend aufzusetzen und zu skalieren, hat bereits begonnen. Ergänzung statt Konkurrenz Das Projektteam denkt auch bereits an die Zeit nach dem Pro- jektende. „Wir streben an, die Prozesse – inklusive der Aufbe- reitung – im industriellen Maßstab umzusetzen. Gelingt uns das, könnte der künftige Rohstoffbedarf der Kunststoffindustrie zu einem großen Teil mit recyceltem Material abgedeckt und ein Stephan Laske, R&D Director bei Greiner Packaging (Bild: Greiner Packaging) Mittels Pyrolyse wurde Öl aus Kunststoffabfällen zurückgewonnen (Bild: NGE)

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