Extrusion 5-2021

45 Extrusion 5/2021 ➠ Fraunhofer CCPE, Fraunhofer UMSICHT www.umsicht.fraunhofer.de www.umsicht-suro.fraunhofer.de langen könnten”, so Dr. Peter Dziezok, Director R&D Open Innovation bei P&G. “Doch für eine echte Kreislauflösung, die sowohl nachhaltige als auch wirtschaftli- che Kriterien erfüllt, braucht es Partner. Deshalb haben wir uns mit den Experten vom Fraunhofer CCPE und Fraunhofer UMSICHT sowie den Technologie- und Innovations-Fachleuten von SABIC zu- sammengetan, um Lösungen zu finden.” Im Rahmen des Pilotprojekts sammelte P&G an seinen Produktions- und For- schungsstandorten in Deutschland ge- brauchte Gesichtsmasken von Mitarbei- tenden und Besuchenden ein. Auch wenn diese Masken immer ordnungsge- mäß entsorgt werden, fehlte es doch an Möglichkeiten, diese effizient zu recy- celn. Um hierbei alternative Herange- hensweisen aufzuzeigen, wurden extra dafür vorgesehene Sammelbehälter auf- gestellt und die eingesammelten Altmas- ken an Fraunhofer zur Weiterverarbei- tung in einer speziellen Forschungspyro- lyseanlage geschickt. “Einmal-Medizinprodukte wie Gesichts- masken haben hohe Hygieneanforderun- gen, sowohl in Bezug auf die Entsorgung als auch hinsichtlich der Produktion. Me- chanisches Recycling wäre hier keine Lö- sung”, erklärt Dr. Alexander Hofmann, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft am Fraunhofer UMSICHT. “Unser Konzept sieht zunächst die automatische Zerklei- nerung und anschließend die thermo- chemische Umwandlung in Pyrolyseöl vor. Unter Druck und Hitze wird der Kunststoff bei der Pyrolyse in molekulare Fragmente zerlegt, wodurch unter ande- rem Rückstände von Schadstoffen oder Krankheitserregern wie dem Corona-Vi- rus zerstört werden. Im Anschluss kön- nen daraus neuwertige Rohstoffe für die Kunststoffproduktion gewonnen wer- den, die zudem die Anforderungen an Medizinprodukte erfüllen”, ergänzt Hof- mann, der auch Leiter der Forschungsab- teilung Advanced Recycling am Fraunho- fer CCPE ist. Dank eines innovativen Pilotprojekts zur Kreislaufwirtschaft konnten Fraunhofer, SABIC und Procter & Gamble zeigen, wie Einweg-Gesichtsmasken im Verwertungs- kreislauf gehalten und so Kunststoffabfälle und der Abbau fossiler Rohstoffe reduziert werden können Herstellung eines Vliesstoffs für neue Masken Produktion von zirkulärem PP-Granulat Hausinterne Sammlung von gebrauchten Masken Vorbehandlung der Masken und Herstellung eines Pyrolyseöls Das Pyrolyseöl wurde im nächsten Schritt an SABIC weitergereicht, wo es als Aus- gangsmaterial für die Herstellung von neuwertigem Polypropylen (PP) zum Ein- satz kam. Das Polymer wurde nach dem allgemein anerkannten Massenbilanz- Prinzip hergestellt, bei dem das alternati- ve Ausgangsmaterial im Produktionspro- zess mit fossilen Rohstoffen kombiniert wird. Das Massenbilanz-Prinzip gilt als wichtige Brückenlösung zwischen der heutigen Linearwirtschaft und der nach- haltigeren Kreislaufwirtschaft der Zu- kunft. “Das in diesem Pilotprojekt gewonnene, hochwertige zirkuläre PP-Polymer zeigt deutlich, dass Closed-Loop-Recycling durch die aktive Zusammenarbeit von Akteuren aus der gesamten Wertschöp- fungskette erreicht werden kann”, be- tont Mark Vester, Global Circular Econo- my Leader bei SABIC. “Das Kreislaufma- terial ist Teil unseres TRUCIRCLE™-Port- folios, mit dem wertvolle Altkunststoffe wiederverwertet und fossile Ressourcen eingespart werden sollen.” Mit der abschließenden Lieferung des PP-Polymers an P&G, das dort zu Fa- servliesstoffen verarbeitet wurde, schloss sich der Kreis. “Durch dieses Pilotprojekt konnten wir besser beurteilen, ob der Kreislaufansatz auch für Kunststoffe, die bei der Herstellung von Hygiene- und Medizinprodukten zum Einsatz kom- men, geeignet wäre”, so Hansjörg Reick, Senior Director Open Innovation bei P&G. “Natürlich muss das Verfahren noch verbessert werden. Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch durchaus vielver- sprechend.” Das gesamte Kreislaufprojekt – von der Einsammlung der Gesichtsmasken bis hin zur Produktion – wurde innerhalb von nur sieben Monaten entwickelt und umgesetzt. Der Einsatz innovativer Recy- clingverfahren bei der Verarbeitung an- derer Materialien und chemischer Pro- dukte wird im Fraunhofer CCPE weiter erforscht. www.smart-extrusion.com

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