Extrusion 4-2025

zusätzliche Herausforderung während des Recycling-Pro- zesses selbst ist dann natürlich auch die Kombination bzw. weitere Reaktionen der geruchsaktiven Substanzen und anderer Begleitstoffe unter- und miteinander, die je nach Prozessierung immer neue Geruchsprofile hervorbringen können. Sie forschen intensiv bei Fraunhofer CCPE an der quali- tativen Aufwertung von Rezyklaten durch Geruchsoptimie- rung. Welche Ansätze gibt es? Andrea Büttner : Die Ansätze sind mannigfaltig und rei- chen von der Reinigung und Sortierung von Kunststoffmüll über Abreicherung, beispielsweise durch lösemittelbasier- tes Recycling, bis hin zu Additivierung von geruchsbinden- den oder neutralisierenden Substanzen oder gezielten Beschichtungen, um eine Geruchsbarriere aufzubauen. Generell wäre aber ein wichtiger Ansatz, einige Produkte komplett neu zu denken. Beispielsweise bringen viele Wasch- und Reinigungsmittel ebenso wie Kosmetikpro- dukte eine große Geruchsbelastung über ihre Verpak- Geruch ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Kunst- stoffen. Bei Rezyklaten gibt es aber oft ein Problem mit Ge- ruchsbelastungen im Material. Wie entstehen diese, und welchen Herausforderungen müssen wir uns bei der Ge- ruchsneutralisation stellen? Andrea Büttner : Die verschiedenen Stoffe, die speziell in Kunststoffverpackungsabfällen vorkommen, haben eine Reihe unterschiedlicher Gerüche. Dazu gehören auch schimmelig, käsig oder säuerlich riechende Moleküle. Der- artige Verunreinigungen können aus unzähligen Quellen stammen und sind als Gerüche oft extrem hervorstechend, obwohl sie meist nur in recht niedrigen und schwer nach- weisbaren Mengen vorliegen – eine Herausforderung für deren analytische Detektion und Bestimmung. Mit Hilfe von hoch spezialisierten Verfahren, die nicht nur hochauf- lösende Trenn- und Detektionsverfahren wie Massenspek- trometrie umfassen, sondern auch die zielgerichtete Entschlüsselung von Geruchsstoffen mit trainierten Ex- pertennasen, ist es uns nun erstmals gelungen, einige die- ser Verunreinigungen in Kunststoffen zu identifizieren. Die Ergebnisse zeigen, dass neben Geruchsstoffen aus frühe- ren Inhalten wie Lebensmitteln oder Reinigungsmitteln auch andere Prozesse zu den unangenehmen Gerüchen führen können. Dazu gehören der mikrobiologische Abbau organischer Substrate wie Lebensmittelreste, aber auch al- ternde Kunststoffe oder der thermische Abbau von Rest- Verschmutzungen im Recyclingprozess selbst. Eine Emissions- und Geruchs- optimierung in Kunststoffen und Rezyklaten – Ein wichtiges Qualitätsmerkmal Recycling, Peripherie – Interview Extrusion 4/2025 38 Die Geruchsbelastung von recycelten Kunststoffen stellt eine große Herausforderung für ihre Wieder- verwertung dar und bedarf maßgeschneiderter Lösungen. Rezyklate können unangenehme Gerüche aufweisen, die aus verschiedenen Quellen stammen, wie zum Beispiel mikrobiologischem Abbau oder Rückständen früherer Inhalte. Prof. Andrea Büttner, Board of Management Member des Fraunhofer CCPE und Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV gibt hier im Interview Antworten zu zentralen Fragestellungen. Prof. Dr. Andrea Büttner, Mitglied des Board of Management Fraunhofer CCPE und Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV (© Fraunhofer CCPE/Mike Henning)

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