Extrusion 4-2022

47 Extrusion 4/2022 In Deutschland sind wir ja schon ein gutes Stück voran gegangen. Aydin : Ja, hier wird viel gemacht, es gibt aber auch noch viel zu tun. Es gibt viele gute Initiativen von allen beteiligten Seiten. The- men wie Ressourceneffizienz, klimaneutrale Kreislauf- wirtschaft und die Schaffung von industriellen Infrastrukturen für eine Kreislaufwirtschaft werden oft im Schulterschluss angegan- gen. Die meisten Herausforderungen lassen sich aber nur auf der europäischen Ebene oder international lösen. Neben technologi- schen Innovationen braucht es klare und möglichst unbürokrati- sche Regeln, die für alle gelten und ein „Level-Playing-Field“ gewährleisten. Welche Rolle kommt der Industrie und hier vor allem dem Maschinenbau zu? Aydin : Der Maschinenbau ist ein Lösungsanbieter. So sehen wir uns bei Maag auch. Wir können Lösungen anbieten, die Produk- tionsabfälle vermeiden, den effizienten Einsatz von Energie und Rohstoffen weiter vorantreiben und die Wiederverwertbarkeit nach dem Ende des Lebenszyklus eines Produktes gewährleisten. Zum Beispiel arbeiten Kunststoffhersteller mit Hochdruck an Lö- sungen, um Verbundwerkstoffe zu vermeiden und gleiche Funk- tionen über Monomaterialien anzubieten, was die Kunst- stoffprodukte leichter recycelbar macht. Nachvollziehbare Wert- stoffströme und die Identifizierbarkeit von Kunststoffen für ein sortenreines Recycling, sowohl chemisch als auch mechanisch, werden vorangetrieben. Fest steht: Die Kreislaufwirtschaft braucht ganzheitliche Recyclinglösungen. Welche Rolle spielt die Digitalisierung hierbei? Aydin : Sie spielt eine entscheidende Rolle. Je effizienter produ- ziert wird und je mehr Sekundärstoffe eingesetzt werden, umso kleiner ist der Eingriff in die Natur. In den Nachrichten und der Fachpresse ist das Thema Kreislaufwirtschaft omnipräsent und die Unternehmen stellen sich dieser Herausforderung und den daraus folgenden Aufgaben. Und welchen Beitrag muss der Verbraucher leisten? Aydin : Es muss ein Umdenken in unserer Gesellschaft stattfin- den. Es reicht nicht, als Konsument die Plastikteppiche auf den Meeren und den drohenden Klimawandel zu beklagen. Man muss auch sein eigenes Verhalten ändern und wertschätzend mit den Rohstoffen und den Produkten umgehen. Das bedeutet zum Beispiel, dass man ein Produkt nicht einfach austauscht, weil es ein neueres Modell gibt, sondern dass man es bis zu ➠ VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen Lyoner Straße 18, 60528 Frankfurt am Main, Deutschland vdma.org/kunststoffmaschinen-gummimaschinen ➠ Maag Pump Systems AG Aspstr. 12, 8154 Oberglatt, Schweiz www.maag.com seinem physischen oder technologischen Lebensende nutzt. Das heißt auch, dass man sich nicht drei Kleidungsstücke bestellt und zwei wieder retourniert. Bei Kleidung ist es heute oft schon so, dass durch den Trend zu Fast Fashion ein nicht unerheblicher Anteil ungetragen auf dem Müll landet. Der Verbraucher beein- flusst durch sein Kaufverhalten am Ende auch die Industrie und den Handel. Welchen technologischen Beitrag zur Lösung der Probleme bietet Maag? Aydin : Wir bieten zum Beispiel Lösungen für das mechanische Recycling an. Das Herzstück ist unser Hochleistungsschmelzefil- ter von Ettlinger, der je nach Applikation bis zu 16 Prozent Ge- wichtsvolumen aus dem Kunststoff herausholen kann – bei einem minimalen Materialverlust. Unsere sechste Generation Pumpen, die es jetzt auch speziell für Recycling-Anwendungen gibt, kann Partikelgrößen bis vier Millimeter tolerieren, so dass selbst bei Post-Consumer-Recycling-Applikationen die Standzei- ten verdoppelt wurden. Zudem bieten wir komplette Down- stream-Lösungen an, inklusive der Granulierung. Die Granulatoren haben wir komplett überarbeitet. Bei gleicher Bau- größe ist jetzt 40 Prozent mehr Ausstoß möglich. Die Verfüg- barkeit der Anlagen wurde zudem erhöht und die Lebensdauer von Verschleißteilen erheblich verlängert, so dass ungeplante Stillstandszeiten minimiert wurden. Dies führt wiederum zu er- heblich reduzierten Produktionsabfällen beim An- und Abfah- ren der Anlagen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir kleinere Anlagen anbieten können bei verbesserter Leistung und Zuverlässigkeit. Das bedeutet weniger Bauraum, weniger Ener- gieeintrag, weniger Produktionsabfälle bei verbesserter Pro- duktqualität. Vielen Dank für das Gespräch! www.smart-extrusion.com

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