Extrusion 4-2020

Entwicklung eines Schichtsystems, das Waschvorgänge bei PET-Mehrwegflaschen übersteht Eine erfolgreiche Kunststoff-Kreislaufwirtschaft strebt danach, den Wert der Produkte im Kreislauf so lange wie möglich zu er- halten. Die Mehrfachnutzung von Produkten ist also das Ziel. Ein Beispiel hierfür sind PET-Mehrwegflaschen, die nach Ge- brauch mit Natronlauge gewaschen und erneut befüllt werden. PET ist im Gegensatz zu Glas allerdings nicht gasdicht, was die Haltbarkeit von in PET-Flaschen abgefüllten Säften oder karbo- nisierten Getränken wie Softdrinks oder Bier im Vergleich zur Glas-Flasche deutlich herabsetzt. Trotz vieler ökologischer Vor- teile betrug daher der PET-Mehrweganteil bei Säften in Deutschland 2018 gerade einmal 0,5 Prozent. Im Bereich der PET-Einwegflaschen ist es bereits Stand der Technik, diesen Nachteil des PET durch eine mittels Plasmatechnologie appli- zierte SiOx-Barrierebeschichtung auszugleichen. Diese konven- tionellen SiOx-Schichten können allerdings der aggressiven Waschlauge im Waschprozess der Mehrwegflaschen nicht standhalten. Das IKV und die KHS Corpoplast GmbH haben da- her ein Schichtsystem entwickelt, das den Waschvorgang mit NaOH überstehen kann. Damit wurde der Weg für mehr Mehr- weg geöffnet, ohne dabei auf einen guten Produktschutz ver- zichten zu müssen. Projekt zur Plasmabeschichtung von Mehrwegflaschen nominiert für den Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis Der Deutsche Rohstoffeffizienz-Preis des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zeichnet herausragende Produkte, Prozesse und Forschungsergeb- nisse aus, bei denen durch neue, intelligente Verfahren Rohstoffe und Material besonders effizient verwendet bzw. genutzt werden. Unter diesem Aspekt nominierte eine Jury unter fachlicher Leitung der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) nun das Projekt PECVD-Gasbarrierebeschichtung von PET- Mehrwegflaschen, in dem die Arbeitsgruppe Plasma- und Oberflächentechnik am IKV gemeinsam mit dem Projektpartner KHS Corpoplast GmbH forscht. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemein- schaft (DFG) im Rahmen des Sonder- forschungsbereichs SFB-TR87 als sogenanntes Transferprojekt gefördert. 30 Kreislaufwirtschaft – Aus der Forschung Extrusion 4/2020 Im DFG-geförderten Projekt „PECVD-Gasbarrierebeschichtung von PET-Mehrwegflaschen“ arbeitet das IKV zusammen mit der KHS Corpoplast GmbH daran, den Mehrweganteil bei Kunststoffflaschen zu erhöhen (Bild: congerdesign) Vom Einweg-PET zum Mehrweg-PET für eine bessere Ressourceneffizienz Das deutsche Pfandsystem für PET-Flaschen unterscheidet zwi- schen PET-Einwegflaschen und PET-Mehrwegflaschen. PET-Ein- wegflaschen werden nach dem Einsammeln geschreddert und für das Recycling aufbereitet. Einen vollständig geschlossenen Kreislauf stellt dies aber nicht dar, denn nur 30 Prozent des auf- bereiteten PET wird zur Herstellung von neuen PET-Einwegfla- schen eingesetzt. Dies liegt unter anderem daran, dass PET nur maximal bis zu 10-mal rezykliert werden kann, denn die Mole- külketten werden bei jeder Verarbeitung verkürzt, und damit verschlechtern sich die Materialeigenschaften. Die restlichen 70 Prozent werden unter anderem in der Textilindustrie weiterver- arbeitet und sind danach nicht mehr zu Flaschen recyclebar. 2018 wurden 72 Prozent aller nicht-alkoholischen Getränke in Deutschland in PET-Einwegflaschen vertrieben. Das entspricht 16,4 Milliarden PET-Einwegflaschen oder 394 000 Tonnen neu produziertes PET in Deutschland pro Jahr*. PET-Mehrwegfla- schen hingegen werden nach Gebrauch in einem Waschpro- zess mit starker NaOH-Lösung gereinigt, sterilisiert und an- schließend erneut befüllt. Diesen Zyklus können PET-Mehrweg- flaschen aktuell bis zu 20-mal durchlaufen. Hier verbirgt sich al- so enormes Potential zur Einsparung von Ressourcen, wie diese

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