Extrusion 1-2022

Kunststoffrecycling als Erfolgsmodell für Gründerszene 28 Kreislaufwirtschaft Extrusion 1/2022 Um die Kreislaufwirtschaft von Kunst- stoffen voranzutreiben, braucht es neue Ideen und motivierte Gründer*innen, die sich der Thematik annehmen und innovative Ideen auch verwirklichen. Vier ganz unterschiedliche „grüne“ Start-ups gaben beim virtuellen Treff- punkt Kunststoffrecycling einen Einblick in ihr Unternehmen. Ihre Beispiele beweisen, dass Visionen im wahrsten Sinn des Wortes auf ökologisch frucht- baren Boden stoßen und erfolgreiche Geschäftsmodelle ermöglichen. D ie Onlineveranstaltung des Kunststoff-Clusters am 17. No- vember 2021 stand im Zeichen von Start-ups in der Kunst- stoffrecycling-Branche. Dabei zeigte sich eindrucksvoll, dass pfiffige Unternehmer mit Leidenschaft, Ideen und Know-how im Bereich der ökologischen Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen erstklassige Chancen haben. Die Start-up-Szene profitiert nicht nur von definierten Klimaschutzzielen und dem Trend zu nach- haltigem Ressourcenverbrauch: Bei Förderungen und bei der Mit- arbeitersuche haben es „grüne“ Start-ups in der Praxis vermutlich einfacher als Mitbewerber in konventionellen Bereichen. Einen Faktor hat die Gründerszene stets gemeinsam: Am Absatzmarkt zählt letztendlich nur der Nutzen für die Kunden, den die Jung- unternehmer detailliert dokumentierten. „Vier Jungunternehmer haben uns spannende Einblicke aus der Praxis gegeben und gezeigt, wie wichtig es ist, innovative Ideen für eine Circular Economy zu verwirklichen. Es braucht diese Initiativen und mutige Menschen, um die Kreislaufwirtschaft vor- anzutreiben“, freut sich Christian Mayr, Projektmanager im Kunststoff-Cluster. Von der Montanuniversität in die Geschäftswelt Die beiden Leobener Verfahrenstechniker Markus Bauer und Daniel Schwabl haben im August 2020 das Unternehmen Cir- culyzer GmbH gegründet. Das Spin-off der Montanuniversität Leoben entwickelt, plant und baut Anlagen für die nass-me- chanische Aufbereitung von kunststoffhaltigen Abfallfraktionen. Die nach Kundenwunsch maßgeschneiderten Anlagenkonzepte ermöglichen eine effiziente Rückgewinnung des Wertstoffs Kunststoff für ein Recycling. Der Grundstein für die neuartige Methode wurde bereits während des Studiums gelegt. Markus Bauer begann im Rahmen seiner Dissertation im Jahr 2011 mit einer Verfahrens- und Materialanalyse zu der Fragestellung „Wie kann man Kunststoffe – insbesondere Polyolefine – aus ge- mischten Altkunststoff-Fraktionen abtrennen?” Er hat dabei festgestellt, dass es einen „interessanten Apparat“ gibt, der bei der Kohleaufbereitung eingesetzt wird, den Zentri- fugalkraftscheider. Das sehr simple Gerät arbeitet mit Wasser oder Sole als Trennmedium. Unterschiedliche Kunststoffe haben unterschiedliche Dichten und können so getrennt werden. Der Fokus der Anwendung liegt auf Polyolefinen, Polyamiden und PET. Mittlerweile ist eine funkionierende Demo-Anlage vorhanden und an einer ersten Industrieanlage wird bereits getüftelt. Die Vorteile der Technologie: einfacher, kompakter Apparat; hoher Durchsatz, wenig Verschleiß, geringe Neigung zu Verstopfung und flexibel gegenüber Durchsatzschwankungen. Die erzielte Reinheit liegt bei über 90 Massenprozent, je nach Input bei sogar bis zu 98 Prozent. „Netzwerke sind besonders wichtig, sowohl in die Industrie als auch zu anderen Start-ups. Und Durchhaltevermögen: Es gehen Dinge auf, die man nicht für möglich hielt – aber auch umge- kehrt“, sagt Markus Bauer, Circulyzer GmbH. Die Circulyzer GmbH wird als Technologieanbieter – von Klein- einheiten bis zu schlüsselfertigen Komplettanlagen – am Markt präsent sein. Das Geschäftsmodell schließt auch die Sparten Trennaggregat Zentrifugalkraftscheider (ZKS) des Leobener Start-ups Circulyzer (© Circulyzer GmbH)

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