Extrusion 1-2020

46 Kreislaufwirtschaft – Interview Extrusion 1/2020 ge. Je mehr Regranulat nachgefragt wird, desto mehr Kapazitäten werden geschaf- fen. Es ist derzeit viel in Bewegung in die- sem Markt. Merken Sie das auch bei Erema als Lieferant von Recycling-Maschinen? Hackl : Man braucht sich bei uns nur die letzten drei Jahre anzusehen, um zu er- kennen, wohin die Entwicklung geht. Unser Umsatz ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, sodass wir im letzten Geschäftsjahr auf 180 Mil- lionen Euro gewachsen sind. Die Recyc- ler, unsere Kunden, investieren derzeit stark. Braucht der wachsende Recycling- Markt auch andere Maschinen? Hackl : Wir haben in den letzten Jahren sehr viele technologische Entwicklungen gemacht, zum Beispiel im Bereich der Prozessstabilität, der Filtration oder der Geruchsminimierung und viele neue Pro- dukte auf den Markt gebracht, die es den Recyclern erlauben, höherwertiges Re- granulat herzustellen. Dadurch und durch die Weiterentwicklungen auch bei den der Extrusion vorgelagerten Prozes- sen sind heute Ergebnisse möglich, die von drei Jahren noch gar nicht denkbar waren. Dieser Weg wird sich fortsetzen. Das mechanische Recycling wird sich im- mer weiter entwickeln. Denn Regranulat wird schon längst nicht mehr nur für Parkbänke und ähnlich einfache Produk- te gebraucht, sondern in vielen hochwer- tigen Produkten eingesetzt. Faserverstärkte Kunststoffe sind ak- tuell kaum zu recyceln. Wird es an- gesichts des hohen Innovationstem- pos bald auch Recycling-Lösungen hierfür geben? Hackl : Grundsätzlich ist es langfristig denkbar, dass dafür Lösungsansätze zur Verfügung stehen. Aber es wäre nicht richtig, alles nur darauf auszurichten, beispielsweise CFK recyceln zu können. Wir werden auf viele Jahre mit den Windrädern und anderen Teilen aus die- sem Material noch kein Problem für die Umwelt bekommen. Man sollte sich bes- ser auf die Dinge konzentrieren, die jetzt erforderlich sind. Natürlich kann man parallel dazu Entwicklungen vorantrei- ben, CFK recyclingfähig zu machen. Aber aktuell sind Verpackungsabfälle, die in der Umwelt landen, die größere Herausforderung. Hier gilt es, Kreisläufe schneller und besser zu schließen. Viele Kunststoffhersteller forschen in Richtung chemisches Recycling. Dro- hen einem mechanischen Recycler da künftig Geschäftseinbußen? Hackl : Chemisches Recycling ist noch ei- ne Vision, und zwar auf lange Sicht. Aber selbst, wenn es funktioniert, wird es immer nur eine Ergänzung zu mecha- nischem Recycling sein können, da diese Verfahren schon sehr ausgereift und wirtschaftlicher sind. Für viele Anwen- dungen kann mit mechanischem Recy- cling schon sehr hochwertiges Granulat erzeugt werden, und es gibt ständig Op- timierungen und neue Entwicklungen, wie auch auf der K 2019 zu sehen war. Es liefert auch den kleinsten CO 2 -Fußab- druck. Chemisches Recycling mag in der Zukunft in besonderen Fällen eingesetzt werden, aber nicht für das Gros des Ma- terials. Ich sehe da aber gar keinen Wett- bewerb, denn es ist genug Material für alle da. Kann man eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft aus Europa ex- portieren? Hackl : Ich bin davon überzeugt, dass sie ein Vorbild für andere Regionen der Welt sein kann. Denkbar wäre es doch, dass alle Beteiligten hier in Europa – also die Industrie, die Maschinenbauer, die Ab- fallentsorger – zeigen, wie man Sammel- systeme aufbaut, wie die einzelnen Schritte und das Zusammenspiel aller funktionieren. Dann könnte man daraus durchaus ein Geschäftsmodell entwi- ckeln, um diese Technologie als Dienst- leistung oder Beratung oder als Equip- ment zu vertreiben. In China greift der Gedanke der Kreislaufwirtschaft schon. In Shanghai ist seit dem ersten Juli ein Sammelsystem verpflichtend eingeführt worden. Innerhalb weniger Monate wur- de es aufgebaut. Wieder sehr schnell, wie man das von China kennt. Dieses Denken ist inzwischen sehr verbreitet in den Köpfen der Entscheider in China. Das Land recycelt auch schon lange, bis vor kurzem übrigens Kunststoffabfall, der importiert wurde. Ich glaube, dass sich die Exportchancen vergrößern, wenn wir den Gedanken der Kreislauf- wirtschaft vorantreiben und verbreiten. Wird sich das schlechte Image des Kunststoffes bessern, wenn wir in Europa Kreislaufwirtschaft haben und auch öffentlich zeigen können, dass sie funktioniert? Hackl : Auf alle Fälle. Das ist vor allem ei- ne Frage des Zeigens und der Kommuni- kation. Denn eines ist klar, wir werden den Kunststoff in Zukunft noch viel mehr benötigen als heute, um unseren Le- bensstandard und unseren Way-of-Life auch bei einer weiter rasant wachsenden Weltbevölkerung zu halten. Deshalb müssen wir den Kreislauf für Kunststoff schließen, so wie wir es mit Papier, Me- tall und Glas schon geschafft haben. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hackl. EREMA Group GmbH Unterfeldstr. 3, 4052 Ansfelden, Austria www.erema-group.com

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